Grundlagen systemischer Psychotherapie

Wo Menschen zusammenleben (in Familien, Wohngemeinschaften, am Arbeitsplatz) entstehen nach systemtheoretischen Vorstellungen offene Systeme. Sie weisen folgende Merkmale auf:

Ganzheit
Die Veränderung eines Teils eines Systems geht mit der Veränderung aller anderen Teile und damit des Systems an sich einher.
Übersummation
Das System besteht nicht nur aus der Summe seiner Bestandteile, und lässt sich alleine durch diese erklären, es besteht vielmehr auch aus deren Relationen, also aus der Organisation des Systems - "Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile".
Rückkoppelung
Jedes Element eines Systems wirkt auf das andere zurück und umgekehrt, dies wird als zirkuläre Kausalität bezeichnet.
Äquifinalität
Die Ergebnisse (im Sinn von Zustandsänderungen von Systemen) werden weniger durch die Anfangszustände des Systems bestimmt als durch die Natur seiner Prozesse. Die Abläufe sind zum Großteil durch das Wesen, der Organisation der Systeme als auch durch ihre Relationen bestimmt. Verändert sich also ein Teil eines Systems z. B. bei einem Kind Eintritt in die Pubertät, so wirkt diese Veränderung auf alle anderen Familienmitglieder zurück, sie müssen nun Anpassungen vor sich nehmen. Wir sprechen von einer Autopoiese lebender Systeme, d.h. lebende Systeme reagieren immer so, wie es ihre eigene Struktur vorgibt. Die Umwelt kann ein System nur anregen, also Ereignisse herstellen, auf die das System reagieren muss, kann aber nicht direkt in das System eingreifen. D. h. der Therapeut greift mit seinen Interventionen in das System "Familie" ein und fördert damit eine Veränderung und die Neuanpassung, die je nach Eigenart einer Familie ganz unterschiedlich sein kann.